Tschernobyl, 26.04.1986 – Heute um 1:23 Uhr Ortszeit ereignete sich, nahe der 1970 gegründeten ukrainischen Stadt Prypjat, welche rund 100 Kilometer entfernt von der Hauptstadt der Ukraine, Kiew, liegt, die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Diese Katastrophe geschah im Reaktor Block 4 des Kernkraftwerks. Die Ursache für das Reaktorunglück war ein Sicherheitstest, der schief lief. Eine Verkettung fataler Umstände führte schließlich zu diesem atomaren Unglück.
Tschernobyl vor dem Unglück:
Bürger/-innen Prypjats berichteten, dass das Kernkraftwerk in Tschernobyl bis heute viele Jobs bot und die ganze Region mit Strom versorgte. Damit habe das Kernkraftwerk den gesamten Energiebedarf der Region gedeckt. Dabei galt Tschernobyl zudem als das sicherste, modernste und beste Atomkraftwerk der Sowjetunion. Die Anlage des Kernkraftwerk bestand aus 4 Reaktorblöcken, in Block 4 ereignete sich dann heute Morgen dieses unvorhersehbare Unglück. Ein Ingenieur, der in Tschernobyl tätig war berichtete:
„Im Inneren des 4. Blocks befand sich ein Reaktor vom Typ RBMK, dass der modernste aus der russischen Produktion ist und als vorzeige Innovation und Aushängeschild galt.“
Der RMBK ist ein Siedewasserdruckröhrenreaktor. Die elektrische Leistung dieses Reaktors lag in Tschernobyl bei 1000 MB. Damit war der Reaktor somit ein extrem mächtiger Reaktor, wodurch die Katastrophe ein verheerendes Ausmaß annimmt. Der RBMK hat viele Druckröhren in denen sich der Kernbrennstoff befindet, dabei können in diese, die sogenannten Steuerstäbe, eingeführt werden. Die Steuerstäbe kontrollieren eigentlich die Kettenreaktion im Reaktor und regeln seine Leistung. Zudem können sie durch Motoren kontrolliert bewegt werden. Durch diese Stäbe sei eine schnell Abschaltung theoretisch möglich gewesen.

Wie kam es bei so einem modernen System zu so einer erschütternden Katastrophe?
Gestern wurde die Anlage Tschernobyl für eine Revision heruntergefahren, währenddessen wollten die Ingenieure des Atomkraftwerks in Reaktor 4 einen Sicherheitstest durchführen. Dabei beabsichtigten die Ingenieure einen totalen Stromausfall zu simulieren, um das Verhalten der Anlage zu testen. Ein Ingenieur teilte uns mit, dass die Reaktoren den Stromausfall eigentlich überbrücken können. Bei dem Test sollte der Reaktor auf ein Viertel seiner normalen Leistung heruntergefahren werden, dann wollten die Ingenieure einen Stromausfall simulieren. Um die Leistung dieses Reaktors zu verringern, senkten die Ingenieure am Mittag des 25. Aprils die Steuerstäbe in den Reaktorkern ab, wodurch die ablaufende Kettenreaktion im Reaktor verlangsamt wird. Wladimir Emilianowitsch Baranow, der Bürgermeister Prypjats verkündete, dass die Region Kiew zu diesem Zeitpunkt dann unerwartet extra Strom benötigte, weshalb sich der Test verzögerte. Erst am späten Abend des 25. Aprils erfolgte dann die Freigabe für die Verringerung der Leistung des Reaktors auf 700 MW, welche die erforderliche Leistung für den Test war. Jedoch konnten die Mittarbeiter des Kraftwerks diesen Wert nicht stabil halten.
„Der Leistungsabfall verlief immer schneller. Wir wussten nicht wieso. Wir waren ratlos.“
Dies berichtete eine aufgelöste Mitarbeiterin des Kraftwerks.
Die Ingenieure ließen trotzdem alles weiterlaufen, da sie der Anordnung den Test durchzuführen nachkommen wollten. Die Leistung des Reaktors fiel jedoch noch immer weiter ab. Die Leistung erreichte dann, nach Mitternacht, 30 MB, was viel zu wenig für diesen Reaktor war. Aufgrunddessen entschieden die Ingenieure die Leistung wieder hochzufahren, in dem sie Steuerstäbe wieder herauszogen, bis die gewünschte Leistung von 700 MW erreicht sei. Dies war jedoch bei so einer geringen Leistung eigentlich verboten. Die Leistung fuhr daraufhin zwar wieder hoch, aber viel zu schnell. Denn die Ingenieure nahmen viel zu viele Steuerstäbe aus dem Reaktor heraus. Die Computer des Kernkraftwerks warnten die Mittarbeiter schon, jedoch ließen die zuständigen Ingenieure den Test weiterlaufen, denn die 700 MW waren nun erreicht. Als automatische Sicherheitssysteme für den Test überbrückt wurden, wollte der Schichtleiter den Test abbrechen und den Reaktor notabschalten. Aber um 1:23 Uhr entschied der Vorgesetzte des Schichtleiters mit dem Test fortzufahren, denn er dachte er habe den Reaktor unter Kontrolle, auch wenn dieser instabil war. Sie simulierten also einen Stromausfall, wodurch weniger Kühlwasser den Reaktor erreichte. Zusätzlich wurden weitere Steuerstäbe herausgezogen. Dadurch schoss die Temperatur im Reaktorkern in die Höhe. Durch zu wenig Kühlwasser, konnte nun der Reaktor nicht mehr ausreichend gekühlt werden. Die Kettenreaktion geriet außer Kontrolle und konnte auch nicht durch das Einschieben der Steuerstäbe gestoppt werden. Denn dieser Mechanismus brauchte zu lang. Am 26. April um 1:23 Uhr kam es dann schlussendlich zu einer Explosion und riesige Mengen an radioaktiven Luftmassen traten aus. Ein zuständiger Ingenieur erklärte uns, wie sie auf die Katastrophe reagiert haben.
„Auf einmal explodierte der Reaktor und uns wurde schlagartig bewusst, dass wir durch unseren Sicherheitstest, eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß ausgelöst haben.“

Wie beeinflusst das unser Leben und welche Auswirkungen hat dieses automare Unglück?
Die radioaktiven Luftmassen erreichten durch den Wind auch die DDR. Wie schwerwiegend unser Land und unser Essen kontaminiert ist und was es für Folgen hat, konnte uns noch niemand mitteilen. Jedoch teilten uns verschiedene Experten (Chemiker, Ingenieure etc.) folgendes mit:
„Wir empfehlen, den Betroffenen des Unglücks aktuell die Verwendung von Dosengemüse und H-Milch anstelle von Frischprodukten, da diese einer geringeren Strahlenbelastung ausgestzt sind beziehungsweise waren.“