Dekontamination durch die Liquidatoren FOTO: flickr.com
Sonntag, 27.April 1986
Sowjetunion bestätigt Atomunfall – internationale Besorgnis wächst. Gibt es eine radioaktive Wolke über Europa?
In der gestrigen Nacht um 1:23 Uhr explodierte der Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Sowjetunion. Dort kam es bei einem Testlauf zu einer Explosion, wodurch große Mengen radioaktiver Partikel freigesetzt wurden. Dies geschah laut derzeitigen Informationen durch Fehlbedienung der Betreiber des Reaktors. Ihnen wird vorgeworfen, sicherheitsrelevante Richtlinien missachtet zu haben, und wichtige Sicherheitssysteme abgeschaltet zu haben, die den Reaktor stabilisieren sollten. Bei Gesprächen mit früheren Mitarbeitern wurde uns allerdings auch mitgeteilt, dass der RBMK-Reaktor des Kraftwerks konstruktionsbedingte Schwächen aufgewiesen hätte und die Explosion höchstwahrscheinlich dadurch zustande gekommen sei.
Klar ist jedoch, dass durch einen starken Anstieg der Reaktorleistung das Kühlwasser schlagartig verdampfte und es somit zu zwei aufeinanderfolgenden Dampfexplosionen führte, wobei die zweite das Dach des Reaktorgebäudes sprengte.
Um die Katastrophe einzudämmen versuchte man den Brand mit Helikoptern zu löschen, die Sand und Blei abwarfen. Des Weiteren sind die Liquidatoren (ungefähr 700.000 Personen), die zur Eindämmung der Folgen des Unfalls eingesetzt werden, gerade dabei einen Schacht unter den Reaktor zu graben, um dort eine Barriere aus flüssigem Stickstoff zu erschaffen, die die radioaktive Schmelze davon abhalten soll in den Keller und das Erdreich vorzudringen. In Zukunft möchten sie außerdem eine Schutzhülle aus Metall und Beton um den zerstörten Reaktor bauen. Diese Menschen begeben sich in Lebensgefahr. Zwar versuchen sie sich mit Schutzanzügen und Bleiplatten auf Rücken und Brust zu schützen, deren tatsächliche Schutzwirkung ist jedoch unklar.
Nahegelegene Städte und Dörfer werden derzeit evakuiert, da sie sehr stark radioaktiv belastet sind. Spezialisten berichten, dass Einwohner in einem solchen Radius sonst binnen fünf Tagen an den Strahlungsbelastungen gestorben wären.
Inwiefern diese Katastrophe nun auch uns in Deutschland betrifft ist derzeit noch unklar. Während einige behaupten: „Durch die weite Entfernung wird uns dieses Ereignis nicht betreffen. Selbst wenn es ein Teil der Strahlung bis nach Deutschland gelangt, wird dieser so gering sein, dass man es keineswegs bemerkt.“, gibt es auch andere Stimmen, welche es eher kritisch sehen und Warnungen aussprechen. Ein Beispiel dafür ist Waleri Alexejewitsch Legassow, der sich in seiner öffentlichen Rede äußerte: „Da die Wolken Radioaktivität aufnehmen und dann weiterziehen ist es sehr wahrscheinlich, dass Deutschland auch Auswirkungen des Störfalls bemerkt. Meteorologen sind bereits dabei die radioaktiven Wolken mit Hilfe von Wettermodellen und Messungen der Windrichtung und Windgeschwindigkeit zu verfolgen, um so festzustellen, ob diese auch Deutschland erreichen. Die Existenz radioaktiver Wolken konnte bereits nachgewiesen werden, da in Teilen Schwedens schon erhöhte Radioaktivität gemessen werden konnte.“
Die Radioaktivität verursacht Schäden in lebenden Organismen und damit auch in uns Menschen. Laut ärztlichen Aussagen könne diese erhöhte Strahlungsbelastung zu Krebs, insbesondere Schilddrüsenkrebs, aber auch vielen anderen Krankheiten führen. Auch die Umwelt sei stark betroffen. Böden und Gewässer würden kontaminiert werden, wodurch auch die Tier- und Pflanzenwelt stark beeinträchtigt werde.
Deshalb möchten wir hiermit unsere Aufmerksamkeit nutzen und Ihnen empfehlen Produkte, welche von offenen Feldern stammen, wie zum Beispiel Kartoffeln oder Salat, in Zukunft als präventive Maßnahme zu meiden und auch als Bauern die Nutztiere vor der Radioaktivität zu schützen, welche dann durch die produzierten Produkte an die Allgemeinheit weitergegeben werden würden.
Bei neuen Mitteilungen über den Vorfall und die Folgen für uns Deutsche werden wir Sie umgehend benachrichtigen.