(27.04.1986)
In der gestrigen Nacht, der Nacht vom 25. auf den 26. April, kam es gegen 1:23 Uhr zu einer Explosion in Block 4 des Kraftwerks Tschernobyl (ca. 15 km von der Grenze zu Belarus & 110 km nördlich von Kiew).
Die genauen Ursachen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ganz klar, es wird jedoch vermutet, dass es einen technischen Fehler bei einem der Sicherheitstests gab,woraufhin ein Feuer im Reaktorkern und eine massive Zerstörung des Reaktorgebäudes folgte.
Die Feuerwehr rückte unmittelbar aus und die Evakuierung der Bewohner der Region startete an diesem Morgen.
Aktuell heizt sich die Debatte um eine mögliche Vertuschung der Sowjetunion auf, die sich auf jenen Supergau bezieht. Zunächst gab es keine offizielle Meldung. Westliche Messstationen in Schweden und Polen meldeten jedoch erhöhte Radioaktivität in den eigenen Gebieten. Die erste offizielle sowjetische Bestätigung erfolgte danach sehr spät und war auch sehr vage, es habe nur einen „Unfall“ gegeben.
Fachleute weisen darauf hin, dass bei einem Unfall dieser Größe grundsätzlich mit einer Freisetzung radioaktiver Partikel zu rechnen sei, auch wenn genaue Messwerte aus dem betroffenen Gebiet noch fehlen.
Es steht also eine Empfehlung aus, auf längere Aufenthalte im Freien zu verzichten, bis nähere Informationen über mögliche Strahlenbelastung vorliegen.
Wissenschaftler erläutern außerdem, dass jene freigesetzten radioaktiven Partikel, sich mit Rauch vermischen könnten und durch Winde lange Strecken transportiert werden könnten. Eine sogenannte „radioaktive Wolke“ bestehe aus winzigen Teilchen, die es möglicherweise mit Regentropfen gemischt regnen könnte. Meteorologen betonen, dass die genaue Route einer solchen Wolke vom Wetter abhängig sei, und dass deshalb noch unklar sei, ob die DDR betroffen ist und in welchem Ausmaß.
Aktuell wird die Einnahme von Jodtabletten empfohlen, dies könnte insbesondere Kinder vor den Strahlen etwas schützen.
Außerdem liegt die Empfehlung vor, Kinder möglichst nicht im Regen spielen zu lassen und generell das Haus so wenig wie möglich zu verlassen. Auch der Verzicht auf gewisse Nahrungsmittel wird empfohlen. Beispielsweise könnten besonders Pilze, Milch und bestimmtes Gemüse stark strahlenbelastet sein.
Ein zu starker Einfluss von Strahlen auf den menschlichen Körper könnte schädlich sein – so vermuten einige Ärzte und Wissenschaftler. Auch wenn es noch wenig gesicherte medizinische Daten gibt, wird vermutet, dass Strahlen das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen erhöhen könnte.
Wenn man die internationalen Reaktionen auf den Supergau betrachtet, wird deutlich, dass auch andere Nationen warnen und ähnliche Schutzempfehlungen herausgeben. Aktuell steht aber international vor allem stark die Kritik an dem Vorgehen und der Verheimlichung von Seiten der Sowjetunion im Vordergrund.
Der Unfall wirft also viele Fragen auf. Noch ist unklar, welche Auswirkungen dieses Ereignis auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen haben könnte.
Während Wissenschaftler weiter forschen und Daten auswerten rufen Behörden zur Vorsicht, zu Schutzmaßnahmen aber vor allem zur Ruhe auf.
Klar ist jedoch bereits jetzt, dass das Unglück der vergangenen Nacht über die Grenzen der Sowjetunion spürbar sei wird- politisch, gesellschaftlich und menschlich.
Die kommenden Tage werden zeigen, wie weitreichend die Folgen tatsächlich sind.
