Letzte Woche Sonntag (23.04.1989) wurde der heiß ersehnte Spielplatz im Schiller-Park eröffnet. Am folgenden Tag machte sich die Igel-Gruppe des katholischen Kindergartens auf den Weg, um zu prüfen, ob alle Anforderungen, die ein Spielplatz so haben sollte, erfüllt sind. Dies hätte dem Auftraggeber sehr am Herzen gelegen. Denn wer könnte die Qualität einen Spielplatzes besser beurteilen als die Hauptnutzer? Dass ein einfacher Spielplatzbesuch zu einer kurzweiligen Katastrophe mit Vermisstenfall werden könnte, ahnte noch keiner der Aufsichtspflichtigen.

Um halb neun macht sich die Igel-Gruppe zu Fuß auf den Weg. „Die Vorfreude sich auf den 1000m2 auszutoben, hat man den Kindern den ganzen Fußmarsch über angemerkt. Kaum einer konnte abwarten als erstes auf der Seilbahn zu sitzen“, berichtet Frau B. Kaum dort angekommen verteilen sich die Kinder an Schaukel, Sandkasten, Klettergerüst und Co. Doch nicht nur die diversen Geräte bieten Spielmöglichkeiten. Eine Gruppe von Kindern kommt auf die Idee „Verstecken“ zu spielen. Die angelegten Büsche auf dem weitläufigen Gelände und Wiesenabschnitte bieten vielzählige Versteckmöglichkeiten, die scheinbar so gut sind, dass eine Vierjährige nicht mehr zu finden gewesen sein soll. Zum Aufbruch zurück in die Kita schien die kleine Emma „wie vom Erdboden verschluckt“ gewesen zu sein, erklärt der Pressesprecher des örtlichen Polizeipräsidiums. Mit Suchhunden und in Kleingruppen machen sich Polizei, Kinder und freiwillige Helfer auf die Suche nach der Vierjährigen. Sie wird nach fünfzehn Minuten auf der hochgewachsenen Wiese in einem Fuchsbau gefunden. „Wie sie sich in diesen engen Tunnel gequetscht hat, bleibt mir bis heute ein Rätsel“, behauptet Frau B, „aber wir sind alle heilfroh, sie wohlauf gefunden zu haben“. 

Der neue Spielplatz stünde laut Bauplan zwar für ökologische Diversität, doch diese dürfe die Sicherheit der Kinder nicht gefährden, betont der zuständige Stadtmitarbeiter. 

Seit dem Polizeieinsatz ist der Spielplatz vorerst gesperrt. Nun müssen die Kinder sich wieder mit dem am Kindergarten angelegten Spielplatz vergnügen. Eltern sowie die Kindergartenleitung sprechen zudem ihre höchste Anerkennung und ihr Lob für die ausgezeichnete Polizeiarbeit aus. Es spreche nur für unsere Stadt, wenn die Polizei in einer viertel Stunde ein vermisstes Kind findet und keine Ressourcen scheut.

Von Mia Panov